BASHIRA, geb. 28.04.2009 (Ramonburg's Chinji - Malaika von Trokadero)
Besitzer: Gabi und Arndt Potratz aus Rösrath
Bashira ist der erste Dobermann, der bei Gabi und Arndt eingezogen ist, aber ihr Talent wurde schnell erkannt und gefördert. Im Nachfolgenden stellt Gabi ihre Arbeit mit Bashira vor. Der Text stammt aus dem Sommer 2011, als Bashira gerade 2 Jahre alt war. Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich für Gabis Ausführungen:
Bashira und Mantrailing - Bashira hat mit ca. 8 Monaten angefangen, zusammen mit mir das Mantrailing Schritt – für Schritt zu lernen.
- Mantrailing ist die Personensuche unter Einsatz von Gebrauchshunden, die Mantrailer genannt werden. Der englische Begriff Mantrailing setzt sich zusammen aus man = Mensch und (to) trail = verfolgen.
- Der Unterschied zwischen einem Mantrailer und anderen Suchhunden besteht darin, dass der Mantrailer bei der Suche verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden kann und sich trotz vieler Verleitungen ausschließlich an den Geruchsmerkmalen der gesuchten Person orientiert. Er folgt also nicht -wie bei der Fährte- der Bodenspur, sondern den Duftmolekülen, die der Mensch über seine Hautschuppen bildet. Die Hautpartikel werden verwirbelt und verstreut, wenn der Mensch sich bewegt. Dadurch können Mantrailer nicht nur draußen, sondern auch innerhalb von Gebäuden und bebauten Flächen eingesetzt werden.
- Gemeinsam mit unserer Trainerin, der Hunde-Psychologin und Trainerin Gabriele Böhm, sowie 2 weiteren Hunden simulieren Bashira und ich jeden Sonntag die Suche nach einem vermissten Menschen.
- Das Prinzip ist relativ einfach:
- Das "Opfer" geht eine bestimmte Strecke, idealerweise mit unterschiedlichem Gelände, z.B. Wald und Stadt. Je nach Ausbildung, wird die Strecke immer schwieriger, d.h. länger und komplizierter (Kreuzungen, Brücken, Marktplätze).
- Am Ende des Weges versteckt sich das "Opfer" oder es setzt sich z.B. völlig unbeteiligt auf eine Parkbank zwischen andere Menschen.
- Bashira riecht an einem Stück Stoff, das dieser Mensch getragen hat (Socke, Tuch o.ä.).
- Auf mein Kommando beginnt sie die Duftspur aufzunehmen und zu verfolgen.
- Wenn sie am Ziel angekommen ist, muss sie das Opfer eindeutig identifizieren, d.h. anzeigen und sich vor ihm in "Platz" legen.
- Erst dann wird sie gelobt und belohnt.
- Was so einfach klingt ist hartes Training, denn die Duftmoleküle verwirbeln oder schweben in der Luft und werden durch Wind und Witterung vertrieben. Je nach Luftfeuchtigkeit und Wetterverhältnissen bleiben sie kurz oder lange in der Luft, oder sie legen sie sich an den Rändern der Wege ab. Insbesondere Wegeskreuzungen, Brücken oder auch Windschneisen im Wald verwirbeln die Moleküle häufig ein Stück in die falsche Richtung und erschweren somit die Suche.
- Nach nunmehr fast 1,5 Jahren sind Bashira und ich ein eingespieltes Team:
- Zuerst bekommt Bashira ein Glöckchen an ihr Suchgeschirr angelegt (damit man sie kommen hört)
- Ich ziehe eine rote Signalweste mit der Aufschrift "Hundesuchgruppe 4-Pfotentrainung" an (u.a. damit die Leute nicht denken wir könnten keine Leinenführigkeit ;o)
- Bashira platzt fast vor Arbeitseifer und ich muss aufpassen, dass sie im Übereifer nicht die Tüte mit dem Geruchsstoff erwischt und zerfetzt
- Eine Sekunde Geruchsaufnahme (Riechen an der Tütenöffnung) reichen ihr zwischenzeitlich, um danach den Geruch "ihres Opfers" unfehlbar von anderen Gerüchen unterscheiden zu können.
- Die Suchstrecke hat sich im Laufe des Trainings von anfangs wenigen Metern auf ein paar Kilometer erhöht.
- Jeder Suchhund hat seinen eigenen Stil, einige suchen ruhig und gelassen, Bashira hingegen legt sich sofort in die Leine und rast los. Gutes Profil an meinen Schuhen rettet mich vorm Umfallen.
- Die 5 Meter Führungsleine wird, je nach Bedarf kurz oder länger, mit beiden Händen gehalten und ich muss jetzt genau auf Bashira's Feedback achten.
- An Kreuzungen sichert sie meistens alle Richtungen ab, d.h. sie geht im Kreis und überprüft die Stärke der Spur und entscheidet sich dann für eine Richtung. Durch Verwirbelungen kann es sehr schnell passieren, dass die Moleküle genau in die entgegengesetzte Richtung verweht wurden.
- Folgt sie einer solchen Fehlspur, zeigt sie dies nach kurzer Zeit an: erst durch ihre Körperhaltung und nachlassenden Zug, dann meist indem sie mich fragend anschaut. Ich muss mich dann neutral aber motivierend verhalten, damit ich nicht unbewusst die Fehlspur bestätige oder die Führung übernehme.
- Aus diesem Grund wird – nach langer Übungszeit – so trainiert, dass ich selber den Weg nicht kenne.
- Bashira zeigt einen überdurchschnittlichen Arbeitseifer und ist voller Temperament, aber mit hoher Konzentration bei der Sache.
- Sie hat nur ein Ziel: schnellstmöglich zu ihrem Opfer zu finden, denn das sichert ihre Lieblingsbelohung: Fleischwurst oder ähnliche Superleckerli.
- Nach den normalen Anfangsschwierigkeiten (ca. 1-2 Monate Übungszeit) hat sie fast immer fehlerfrei die Suchen geschafft.
- Die immer höher werdenden Hürden hat sie bisher mit Bravour gemeistert.
- Die bisherigen Höhepunkte:
- Im letzten Winter hat sie quer über den Weihnachtsmarkt allen Düften von Mensch und Grill widerstanden und ihr Opfer fehlerfrei herausgesucht.
- Auch ein ihr vorher völlig fremdes Ofer hat sie sofort fehlerfrei identifiziert.
- Ihre bisher beste Leistung bestand in der fehlerfreien Verfolgung einer ca. 1,5 km langen Spur, die 20 Stunden (!) vorher gelegt war, und dabei über eine Brücke, zwei Kreuzungen sowie einen Kirchvorplatz zur Messezeit führte.
- Nach erfolgreicher Suche ist sie für den Rest des Tages völlig geschafft. Das Suchen strengt ungemein an und ist eine perfekte Beschäftigung für die SuperNase.
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